Björn Bühler | Stellvertretender Ärztlicher Direktor Maßregelvollzug Bernburg
Wie war Ihr bisheriger Weg bei der Salus?
Im November 2015 bin ich aus Nordrhein-Westfalen zur Salus gekommen, weil man mir eine Stelle als Abteilungsleitender Arzt im Maßregelvollzug Bernburg angeboten hat. Im Oktober des darauffolgenden Jahres durfte ich als Chefarzt beginnen, den Aufnahme- und Kriseninterventionsbereich neuzugestalten. Im Juli 2021 habe ich dann die Position des stellvertretenden Ärztlichen Direktors übernommen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Das ist wirklich sehr unterschiedlich. Ich komme morgens im Maßregelvollzug an, nehme die geplanten Termine wahr, gehe auf Station, habe Visiten und Teamsitzungen. Mit den Untergebrachten führe ich angemeldete Gespräche, die nicht in den Stationsalltag passen. Die Themen sind dabei differenziert. Dabei kann es um bessere Bedingungen, Verlegung, Besuchserlaubnisse oder andere Sachverhalte gehen. Manchmal fühlen sie sich zum Beispiel von ihren Therapeutinnen und Therapeuten nicht verstanden und wir sprechen über diese Konflikte. Nachmittags folgen weitere Termine, ich beantworte meine E-Mails und kümmere mich um Berichte. Dazu kommen vor allem derzeit zahlreiche Bauberatungstermine. In Bernburg werden massive Bauvorhaben geplant. Das bringt auch die konzeptionelle Gestaltung der neuen Gebäude als Aufgabe für mich mit sich.
Welche Arbeitgebervorteile sehen Sie bei Salus?
Salus ist aus meiner Sicht ein sehr guter Arbeitgeber. Wir haben einen stabilen Personalstamm und Mitarbeitende mit hoher Zufriedenheit. Dadurch haben wir ein Arbeitsumfeld mit verlässlichen Teams, in dem viele Abläufe routiniert umgesetzt werden können. Salus bietet zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten und fördert Führungskräfte, sodass für mich neben den Vorteilen der produktiven Zusammenarbeit hier vor Ort auch die Rahmenbedingungen des Unternehmensverbundes gut passen.
Was macht für Sie eine gute Führungskraft aus?
Für mich muss eine gute Führungskraft das Spektrum zeitgemäßer Führungsmodelle umsetzen und situativ angemessen reagieren können. Es gibt Mitarbeitende, die sehr selbstständig arbeiten und Mitarbeitende, die mehr auf Entscheidungen angewiesen sind. Darauf und auf die Bedürfnisse sollte man flexibel reagieren können, denn jede und jeder ist und arbeitet individuell. Ich persönlich denke nicht so sehr in den klassischen Führungsrollen.
Was macht für Sie ein gutes Team und die Zusammenarbeit im Maßregelvollzug aus?
Forensische Psychiatrie ist Teamarbeit, in der jedes Teammitglied für den am Ende stehenden Behandlungserfolg wichtig ist. Wir müssen uns aufeinander verlassen können, wichtige Informationen transportieren und entsprechend reagieren. Insbesondere im Maßregelvollzug sind eine gute Kommunikation und der Zusammenhalt unerlässlich, um auch organisatorische Sicherheit zu schaffen. Ich habe daran gearbeitet, dass die Teams selbstständiger und entscheidungsfähiger werden. Die höhere Eigenverantwortlichkeit ist zum einen Voraussetzung für Zufriedenheit. Zum anderen bin ich davon überzeugt, dass es bessere Ergebnisse hervorbringt, wenn Entscheidungen nach diversifizierten Mustern getroffen werden. Die Kolleginnen und Kollegen, die in ihrem Arbeitsalltag mit den Untergebrachten zusammenarbeiten, können die Dinge oft am besten einschätzen. Deshalb möchte ich meine Kolleginnen und Kollegen zum Treffen von Entscheidungen befähigen. Als Führungskraft sehe ich meine Aufgabe darin, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Im Maßregelvollzug Bernburg arbeiten zahlreiche engagierte Mitarbeitende. Ich schätze besonders, dass viele von ihnen aktiv mitgestalten. Mir ist wichtig, dass sie selbstständig Ideen entwickeln, diese beitragen und sich einbringen. Die Strukturen dafür sind aus meiner Sicht geschaffen. Jede und Jeder soll seiner Position entsprechend bestmöglich mitwirken können, das Team miteinander harmonieren und an einem Strang ziehen.
Welche Erfolgserlebnisse prägen Ihre Arbeit?
Im Maßregelvollzug von Erfolgen zu sprechen, ist manchmal schwierig, denn viele Untergebrachte haben eben diesen Behandlungserfolg, den man beispielsweise in einem Krankenhaus hat, nicht. Erfolge sind für mich, dass es uns gelungen ist, durch Veränderungen die Rückfallquote der Untergebrachten erheblich zu senken und dass wir Angebote für die Untergebrachten geschaffen haben, mit denen sie ihre Therapie unter guten Bedingungen absolvieren können.
Welche persönlichen Stärken bringen Sie bei Ihrer Arbeit ein?
Wenn man forensischer Psychiater sein möchte, muss man ein erhebliches Maß analytischen Denkens haben. Wir analysieren Zusammenhänge, bereiten diese auf und sind auch eine Art Sprachmittler, weswegen ich denke, dass mir meine Art der Kommunikation zugutekommt. Ich verstehe mich als integrative Persönlichkeit, die Menschen gut zusammenbringen kann.
Ab wann war für sie klar, dass Sie Psychiater werden wollen?
Mein Studium ist nicht sehr klassisch verlaufen. Ich habe viele Fächer entdeckt, die ich nicht machen möchte und mich viel mit Hochschulpolitik beschäftigt. In einem Praktikum wurde mir einmal geraten, Psychiater zu werden und das habe ich mir irgendwann zu Herzen genommen. Kurz vor meinem praktischen Jahr hatte ich mich dann dafür entschieden, dies in einer Psychiatrie zu absolvieren. Manchmal war ich nicht so glücklich damit, Mediziner geworden zu sein und eher an Jura interessiert – bis ich die Forensische Psychiatrie entdeckte. Vor einigen Jahren habe ich einen Forensischen Psychiater getroffen und war begeistert von ihm und seinen Gutachten. Daraufhin rief ich ihn an und fragte, wie man ein so guter Psychiater wird. Ich wechselte zu seinem Arbeitgeber und hatte damit das bestmögliche aus beiden Welt, der medizinischen und der juristischen, für mich gefunden. Das war im Juli 2010 und ab da war für mich klar, dass dies der Bereich ist, in dem ich mich sehe.