Caroline Gäde | Sozialarbeiterin im Maßregelvollzug Außenstelle Lochow
Seit wann arbeiten Sie bei der Salus?
Seit März 2018 arbeite ich bei der Salus. In meiner Einarbeitungsphase war ich kurze Zeit im Maßregelvollzug in Uchtspringe und seitdem bin ich in der Außenstelle Lochow.
Warum haben Sie sich für die Salus entschieden und arbeiten gern hier?
Ehrlich gesagt kann ich mir gar keinen anderen Job mehr vorstellen. Ich war vorher in einem anderen Unternehmen tätig und hier passen die Arbeitsbedingungen für mich einfach viel besser. Dazu gehören: gute Bezahlung, 30 Urlaubstage, betriebliche Altersvorsorge und eine Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden. Ich dachte immer, dass man 1,5 Stunden sicher nicht so sehr merken wird, aber ich merke es tatsächlich und habe gefühlt viel mehr Freizeit dadurch. Ein großes Plus ist für mich auch die Nähe zu meinem Wohnort. Ich habe einen Arbeitsweg von 20 bis 25 Minuten und das ist wirklich entspannt. Die Arbeit macht mir Spaß und ich fühle mich sehr wertgeschätzt. Außerdem werden Anliegen hier wirklich ernst genommen. Wenn man ein Problem hat, kann man sich jederzeit an den Vorgesetzten wenden und man findet dann gemeinsam eine Lösung, die für alle Beteiligten passt. Zum Beispiel hatte ich eine Situation mit einem Patienten, bei der ich rechtlich an meine Grenzen gelangte. Dann habe ich E-Mail geschrieben an die Vorgesetzten und bekam prompt eine Antwort. Für mich ist es einfach wichtig, konkrete Aussagen zu bekommen und danach handeln zu können. So kann ich produktiv arbeiten und das gefällt mir sehr. Für meine berufliche und auch persönliche Entwicklung ist es mir außerdem wichtig, mich stetig weiterbilden zu können. Die Leitung achtet darauf, die Mitarbeitenden auf den neusten Stand zu bringen. Wir erhalten zum Beispiel die Möglichkeit, an Inhouse-Schulungen teilzunehmen. Das sind unter anderem Schulungen zu bestimmten Krankheitsbildern von unseren Psychologinnen und Psychologen. Aktuell nehme ich an einer Weiterbildung zum Thema Rassismus und Glaube von Menschen anderer Nationalitäten teil. Für unsere tägliche Arbeit ist dieses Wissen wirklich wichtig und ermöglicht es mir, individueller auf die Patienten einzugehen. Externe Weiterbildungen können wir auch nutzen und so beschäftige ich mich im kommenden Jahr mit dem Thema soziale Kompetenzen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Das zu beschreiben, ist gar nicht so leicht. Die administrativen Aufgaben sind meistens recht ähnlich. Dazu gehören unter anderem die Dokumentation von Patientenanliegen, das Schreiben von Behandlungsplänen und Anschreiben an Behörden. Der andere Teil des Tages ist eigentlich immer anders. Man weiß morgens oft nicht, was auf einen zukommt, denn den Verlauf der Gespräche mit unseren Patienten kann man häufig nicht erahnen. Da kommen immer wieder ganz unterschiedliche Themen auf den Sozialdienst zu. Meine beiden Kolleginnen und ich haben feste Sprechtage auf den Stationen. Dabei führen wir hauptsächlich Gruppengespräche. Es gibt aber auch Themen, die die Patienten nicht vor anderen besprechen möchten. Dann schauen wir, dass wir kurzfristig einen Termin vereinbaren. Das ist zum Beispiel so, wenn es um Schulden geht oder auch um Todesfälle in der Familie.
Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit den anderen Berufsgruppen vorstellen?
Wir sind eine eher familiäre Einrichtung. Die Türen der Kolleginnen und Kollegen stehen immer offen und es sind kurze Kommunikationswege. Den Austausch mit anderen Berufsgruppen finde ich wichtig, um auch einen Eindruck davon zu bekommen, wie sich die Patienten außerhalb des Stationssettings verhalten. Das ist oft ganz anders. Deswegen schaue ich auch gern mal bei der Ergo- oder Arbeitstherapie vorbei und spreche mit den Pflegekräften.
Was ist für Sie das Besondere an der Arbeit im Maßregelvollzug?
Im Maßregelvollzug habe ich die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten über einen langen Zeitraum zu begleiten. Ich erfahre viele positive Erlebnisse, begleite die Entwicklung der Patienten mit, auch wenn sie sehr kleinschrittig sind. Es ist auch immer schön, wenn sich die Patienten öffnen und sich mir anvertrauen. Es sind also viele kleine Erfolge, die es so schön machen. Da fällt mir eine besonders emotionale Situation ein. Wenn unsere Patienten mehr Lockerungen erfahren, gehen sie nach Uchtspringe, da dies ab einer bestimmten Stufe hier nicht mehr möglich ist. Einer dieser Patienten verabschiedete sich mit Tränen in den Augen. Als ich ihm in Uchtspringe nach einiger Zeit begegnete, habe ich mich über das Wiedersehen und seine positive Entwicklung gefreut.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen?
Behördenangelegenheiten sind eigentlich immer eine Herausforderung. Schwierig empfinde ich es für den Vertrauensaufbau zu den Patienten auch häufig, wenn es Sprachbarrieren gibt. Das gehe ich aber natürlich gern an und wir haben bisher immer eine Lösung gefunden. Manchmal fungieren andere Patienten für uns gerade in der Anfangszeit als Übersetzer oder wir arbeiten mit Dolmetschern zusammen.
Gern wollen wir Vorurteilen gegenüber der Arbeit im Maßregelvollzug ein Stück weit entgegenwirken. Eines der häufigsten ist wohl das mögliche fehlende Sicherheitsgefühl bei der Arbeit. Wie denken Sie darüber?
Ich habe wirklich zu keiner Zeit während meiner Arbeit das Gefühl, nicht sicher zu sein. Wir haben ein umfangreiches Sicherheitssystem. Unter anderem haben alle Mitarbeiter einen PNG – ein Alarmgerät – bei sich. Wir tragen diese an der Kleidung. Werden sie uns aus den Händen gerissen oder drücken wir einen Knopf, wird ein Alarm ausgelöst und Kollegen eilen in Sekundenschnelle zur Hilfe. Aktiv ausgelöst habe ich den Alarm noch nicht, bin aber einmal hängen geblieben mit dem Gerät und es war unfassbar schnell jemand bei mir. Darüber hinaus ist es so, wenn die Kollegen merken, dass ein Patient nicht gut drauf ist, dann begleitet auch mal ein Kollege auf Station. Das ist alles kein Problem.