Dietmar Götz | Psychologe Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und –psychotherapie Fachklinikum Bernburg

Wie war Ihr bisheriger Weg bei der Salus?

Bei der Salus habe ich 2010 begonnen. Da ich vorher in einem Kinder- und Jugendheim tätig war, war das schon eine 180-Grad-Wende. Ich jogge gern und nutze deshalb einmal eine Laufmetapher: Die Arbeit im Heim war wie ein Marathon, da ich die Kinder und Jugendlichen bis zu mehreren Jahren begleitet habe. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind es eher viele 100-Meter-Sprints nacheinander, denn hier sind die Zeiten, in denen wir mit den Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten, wesentlich kürzer – im Durchschnitt etwa drei Monate. Sieben Jahre war ich auf der beschützenden Station tätig, dann bin ich zur Tagesklinik gewechselt. Auch diese Arbeitsbereiche stellen sehr unterschiedliche Settings dar. In der tagesklinischen Behandlung können wir mit stärkerem Alltagsbezug arbeiten und die Eltern noch intensiver einbeziehen.

Welche Störungsbilder haben Ihre Patient*innen und was gehört zur Therapie?

Die Störungsbilder sind sehr vielfältig und reichen u.a. von ADHS über depressive Erkrankungen, autoaggressivem Verhalten, soziale Phobien bis hin zu Sozialverhaltensstörungen mit aggressiven und dissozialen Verhaltensweisen. Unsere Patient:innen sind zwischen vier und 17 Jahren alt und in drei Gruppen, mit regulär je sechs Personen aufgeteilt. Wir arbeiten vor allem nach verhaltenstherapeutischen und systemischen Ansätzen. Gruppengespräche, Mehrfamilientherapie, Einzeltherapie, Ergo-, Kunst-, Sport- und kommunikative Bewegungstherapie, Entspannungsübungen und Konzentrationstraining gehören zu unserem Portfolio. Dazu kommen in einzelnen Fällen Theraplay und Hundetherapie. Und für alle Patient:innen natürlich der klinikinterne Unterricht.

Sie machen den Eindruck, dass Sie Ihren Job wirklich gern machen. Warum?

Das stimmt. In meinem Beruf kann ich die Ressourcen unserer Patient:innen entdecken und Zuversicht in ihnen wecken. Es sind die kleinen Unterschiede und Erfolge, die es hier ausmachen. Wichtig ist mir natürlich die Arbeit im Team. Unterschiedliche Charaktere, Erfahrungen und Ansichten kommen zusammen. Vor allem in schwierigen Situationen ist der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung so wichtig. Wir treffen uns auch manchmal nach der Arbeit und sind einfach ein tolles Team, zu dem sieben Kolleg:innen im Pflege- und Erziehungsdienst, eine Sozialarbeiterin, drei Ärztinnen, zwei Psychotherapeuten, eine Ergo- und Kunsttherapeutin und eine Sporttherapeutin gehören. Als großen Vorteil sehe ich außerdem, dass mein Arbeitstag sehr abwechslungsreich ist und ich viele Möglichkeiten habe, um kreativ zu sein und meine Arbeit recht frei zu gestalten. Und zu guter Letzt: ich arbeite und lebe einfach gern in Bernburg und genieße meinen kurzen Weg ins Büro. 

Welche persönlichen Stärken bringen Sie bei Ihrer Arbeit ein?

Seit 2003 mache ich mit Freunden Kabarett und schreibe die Texte dafür. Diese Stärke kann ich auch mit meinen Patient:innen nutzen. Wir studieren z.B. kleine Sketche ein und führen sie auch auf. Das funktioniert beispielsweise bei der Arbeit mit sozialen Ängsten sehr gut. Vor einiger Zeit hat eine Patientin erst vor zwei anderen ein kleines Stück vorgespielt, dann vor ein paar Kolleg:innen und letztendlich vor der gesamten Station. Es ist so spannend zu sehen, wie sie daran wachsen. Das liebe ich an meinem Beruf. In meiner Freizeit jogge ich gern. Die sportliche Betätigung ist es auch, die ich mit in die Therapie nehme. Ich möchte vorleben, wie wichtig Bewegung ist und binde z.B. Nordic Walking ein.

Sie haben verraten, dass Sie in Bernburg leben. Was mögen Sie an der Stadt?

Geboren bin ich in Berlin und habe 30 Jahre dort gelebt, bevor ich mit meiner Familie nach Bernburg gezogen bin. Ich bin mit Leib und Seele Wahlbernburger. In nur sechs Minuten bin ich mit dem Fahrrad am Büro angekommen und kann nach der Arbeit direkt meine Laufschuhe anziehen und die Natur mit der Saale und die Auenwälder genießen. Das ist für mich Lebensqualität. Das kulturelle Angebot ist facettenreich, man ist schnell in Berlin, Halle, im Harz oder auch an der Ostsee. In Bernburg ist eigentlich immer etwas los, im Dezember zum Beispiel die Klosterweihnacht, im Sommer geführte Radtouren in der Umgebung oder natürlich Kabarett im Carl-Maria-von-Weber-Theater. Ich schwärme einfach für diese Stadt.