Aktuelles

Kapazitätserweiterung im Maßregelvollzug Uchtspringe: Neueröffnung des Hauses 33 nach Sanierung und Anbau

Das in der Gründungszeit von Uchtspringe erbaute Haus 33 wurde grundlegend saniert und durch einen Anbau ergänzt.
Geschäftsführer Jürgen Richter überreichte den symbolischen Schlüssel an Stationsleiterin Corinna Thiele und deren Stellvertreterin Franziska Adam.
Symbolische Schlüsselübergabe an das Stationsteam

Uchtspringe. Im Maßregelvollzug Uchtspringe wird das erste Projekt zur Erweiterung der vom Land Sachsen-Anhalt festgelegten Kapazitätserweiterungen abgeschlossen, die zum Abbau der Überbelegung beitragen sollen. Dafür wurde im Zuge einer ca. anderthalbjährigen Bauzeit ein altes Stationsgebäude grundsaniert und durch einen Anbau ergänzt. Die symbolische Schlüsselübergabe an das Stationsteam erfolgte am Montag, dem 20. November 2023 im kleinen Rahmen durch Geschäftsführung und Einrichtungsleitung. Sie wünschten dem neu formierten Team für die Arbeit im neuen Wirkungsfeld alles Gute. 
Das historische Haus 33, einst erbaut in den Gründungsjahren von Uchtspringe um 1894, liegt innerhalb des hochsicher eingezäunten Klinikareals. Es konnte zuletzt – u.a. aus brandschutztechni-schen Gründen – nicht mehr als Unterbringungsbereich genutzt werden. Im Ergebnis der Investition mit einem Volumen von knapp 4,3 Millionen Euro wird hier eine Station mit Ein- und Zweibettzimmern für bis zu 20 Patienten in Betrieb genommen. Die dazugehörigen Funktions- und Diensträume, so u.a. für die fachärztliche Behandlung, werden überwiegend im neuen Gebäudeanbau eingerichtet. 
Das Therapiekonzept der Station ist auf den speziellen Pflege- und Betreuungsbedarf von  körperlich mobilen Patienten zugeschnitten, die im klinischen Alltag kein gefährliches Verhalten zeigen, jedoch aufgrund ihrer psychischen Erkrankung kognitiv beeinträchtigt sind. So soll in diesem Setting vor allem die aktivierende Förderung sozialer und alltagsstrukturierender Kompetenzen erfolgen. Zusätzlich zu den stationsübergreifend organisierten Therapien sind beispielsweise die Nutzung der am Haus gelegenen Gartenanbaufläche sowie geeignete Freizeitangebote vorgesehen. 
Der Maßregelvollzug Uchtspringe hat derzeit eine Kapazität von 264 Plätzen, von denen 76 in der Außenstelle Lochow geführt werden. Untergebracht sind derzeit insgesamt 295 Personen, wobei sich die Überbelegung am Hauptstandort Uchtspringe niederschlägt und zu bewältigen ist. Die bevorstehende Inbetriebnahme des Hauses 33 sorgt für erste Entlastung. Die Bauausführung für ein weiteres Projekt am Standort Uchtspringe soll  im Sommer 2024 beginnen. Es handelt sich dabei um einen Anbau am Haupt-Stationsgebäude, wo vier Stationen mit insgesamt 66 Plätzen sowie Funkti-ons-, Neben- und Büroräumen entstehen sollen. Der Kostenrahmen läuft sich auf rund 54,7 Millionen Euro. Mit der Inbetriebnahme kann im Jahr 2027 gerechnet werden.
Zum Hintergrund der Investitionen im Maßregelvollzug des Landes Sachsen-Anhalt, zu denen auch Baumaßnahmen an den Standorten in Bernburg sowie in Lochow gehören,  erklärt Einrichtungslei-terin Anna Katalin Patz:
„In den Einrichtungen des Maßregelvollzugs ist seit 2018 ein stetiger Belegungsanstieg zu verzeichnen. Es wird prognostiziert, dass dieser hohe Aufnahmedruck in den kommenden Jahren andauern wird. Dies entspricht dem bundesweiten Trend.“  Ursächlich für diese Entwicklung sei nicht nur ein Anstieg der Unterbringungsanordnungen, sondern auch Veränderungen im Patientenklientel, die eine längere Behandlungsdauer notwendig machen. „Die Maßregelvollzugseinrichtungen selbst haben keine Möglichkeit, das Aufnahme- und Entlassungsgeschehen zu steuern. Dies erfolgt ausschließlich aufgrund richterlicher Entscheidungen. Die Kapazitätserweiterungen sind neben therapeutischen Weiterentwicklungen ein wichtiger Beitrag, um der Überbelegung zu begegnen und für eine sichere, menschenrechtskonforme Unterbringung der eingewiesenen Personen zu sorgen.“

Kurz informiert
Im Maßregelvollzug Uchtspringe sowie in der Außenstelle Lochow werden überwiegend Menschen untergebracht, die aufgrund einer psychischen Erkrankung für ihre Taten nicht bestraft werden können, aber weiterhin gefährlich sind (Unterbringung nach § 63 StGB). Diese Menschen leiden zum Beispiel unter psychotischen Erkrankungen wie Schizophrenie, unter Persönlichkeitsstörungen oder schweren Depressionen. Mitunter liegen auch hirnorganische Störungsbilder vor, wie sie etwa durch Schäden bei der Geburt oder infolge von Verkehrsunfällen entstehen können. Aufgenommen werden in Uchtspringe auch suchtkranke Straftäter, die nach 64 StGB in den Maßregelvollzug eingewiesen wurden und bei denen eine Alkoholabhängigkeit im Vordergrund steht. Die Forensische Klinik in Uchtspringe hat derzeit insgesamt 264 Plätze, 76 davon werden in der Außenstelle Lochow  vorgehalten. 

Im Maßregelvollzugszentrum Uchtspringe sind rund 470 Mitarbeitende in vielen verschiedenen Berufsfeldern tätig. Die Fachkräfte auf Gebieten wie Medizin und Psychologie, Pflege, Heilerziehung und Fachtherapie (z.B. Ergo-, Sport-, Physio- und Musiktherapie), Sozialarbeit und -pädagogik arbeiten unter fachärztlicher Leitung in multiprofessionellen Teams bei der Betreuung und Behandlung der Patienten zusammen. Dabei ist der Pflegedienst mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent der Beschäftigten die größte Berufsgruppe.  Flankiert und unterstützt wird die medizinisch-therapeutische und pflegeische Arbeit u.a. durch die Mitarbeitenden im Wachschutz, in der Verwaltung und im ärztlichen Schreibdienst sowie im Sicherheits-, Hygiene- und Qualitätsmanagement. Juristische und betriebswirtschaftliche Expertise ist in der Einrichtungsleitung vertreten, die für alle Standorte im Land verantwortlich ist. Die Fach- und Rechtsaufsicht über den Maßregelvollzug obliegt dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt.