Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Tag bei Salus? Welche Eindrücke sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Als Erstes erinnere ich mich an mein Vorstellungsgespräch im Kaminzimmer in Uchtspringe mit dem damaligen Geschäftsführer Herrn Thesing und gefühlt ein Dutzend Mitarbeiter der Salus auf der Seite des Arbeitgebers. Damals hatte ich mich als Verwaltungsleiterin im Heimbereich Uchtspringe beworben - dieser Bereich heißt heute betreuen und pflegen bei der Salus.
Besonders geprägt hat mich zu Beginn ein Rundgang in der Therapie auf dem Klärhof. Ein Bewohner saß gebückt vor einer Kiste mit Kastanien und fädelte sie auf Schnüre. Ich dachte mit einem Lächeln im Gesicht “Wenn alle eine Kette zum Herbstfest bekommen sollen, muss er bei über 360 Bewohnerinnen und Bewohnern zeitig anfangen.” Am Ende des Rundgangs sah ich, wie er alle Kastanien wieder abzog. Das beschäftigte mich und ich fragte die Mitarbeiter „Was macht der Mann da?“ – Antwort: „Er soll ja morgen auch wieder etwas zu tun haben. Also kommen die Kastanien wieder runter“. Da dachte ich mir: „Ich kann es nicht mit meinem Gewissen verantworten, dass jemand mit seinen eigenen Händen seine Arbeit wieder einreißt, um am nächsten Tag wieder anzufangen, nur damit er etwas zu tun hat und das Tag für Tag. Wenn ich hier im Unternehmen etwas bewegen will, dann muss ich das dringend ändern. So habe ich mit den Mitarbeitenden u.a. Arbeitstherapien aufgebaut wie z.B. Seifenherstellung, eine Tonwerkstatt und auch das landwirtschaftliche Projekt Staats entstand, in denen die Produkte unter Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner verkauft werden."
Begleitet hat mich außerdem - und wahrscheinlich kennen das viele - meine Frage “Warum wird das so gemacht?“ und die häufige Antwort ”Das haben wir immer schon so gemacht.“. Ich finde es sehr wichtig, Dinge zu hinterfragen und das war für mich schon immer eine Reaktion, die ich nicht gern höre. Ich möchte zum Reflektieren und Verbessern anregen.
Wie war Ihr Weg bei der Salus? Welche Stationen waren für Sie besonders prägend?
Am 22. Mai 2000 wurde ich als Verwaltungsleiterin im Heimbereich Uchtspringe eingestellt. Danach folgten einige Stationen, die mich und mein Berufsleben sehr geprägt haben. Bereits zwei Jahre nach meinem Start bei Salus war ich dann Heimleiterin in Uchtspringe. Nach der Bildung eines Heimverbundes für die Einrichtungen der Altenhilfe und Hilfe für Menschen mit Behinderungen (Standorte Uchtspringe, Gardelegen, Magdeburg) übernahm ich am 1. Oktober 2003 dafür die kaufmännische Leitung. 2012 übernahm ich für die Zeit der Erkrankung der Verwaltungsleiterin des Fachklinikums Uchtspringe zusätzlich die Funktion der stellvertretenden Verwaltungsleiterin bis 2016. 2015 bis 2019 wurde ich mit der Geschäftsführung der Salus-Integra GmbH - heute neuwerk - betraut.
2020 veränderte sich dann einiges bei mir und ich übernahm die Geschäftsführung der Salus-Service, der Klinikdienste am Altmark-Klinikum sowie die kaufmännische Geschäftsführung der Salus-Praxis und der Fachärztlichen Zentren am Altmark-Klinikum.
So viel zu meinem Werdegang in unserem Unternehmensverbund. Darüber hinaus hat mich zum Einen der Aufbau zweier Inklusionsbetriebe sehr geprägt. Das ISc (Informations- und Servicecenter) und die Tischlerei Uchtspringe aufzubauen war mit vielen Herausforderungen und Erfolgsmomenten verbunden. Die Schaffung von Arbeitsplätzen außerhalb einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich möchte eine konstruktive Zusammenarbeit der verschiedenen Ämter und Behörden sowie der Salus-Geschäftsbereiche.
Zum Anderen ist mir die Verhandlung der Pflegesätze für die SGB XII und SGB XI – Einrichtungen sowie für den ambulanten Pflegedienst (SGB V, XI), Unterstützung der Verhandlungen der Kinder- und Jugendhilfe – Einrichtungen sowie der Fachklinken besonders wichtig gewesen. Damit konnten unsere Angebote finanziert werden, welche sonst perspektivisch nicht weiter betrieben worden wären. Und so konnten wir langfristig Arbeitsplätze erhalten.
Gibt es ein Projekt oder einen Erfolg, auf den Sie besonders stolz sind?
Ja auf jeden Fall: Besonders stolz bin ich auf die erfolgreiche Umsetzung der Enthospitalisierung. Ich wurde damals eingestellt, um den vorläufigen Heimbereich abzuwickeln. Das bedeutete, dass ich die Langzeitplätze der Behindertenhilfe und Altenpflege am Standort Uchtspringe von etwa 360 auf 50 Plätze bis zum Jahr 2008 abbauen sollte. Durch Neuausrichtungen und Spezialisierungen inklusive nervenaufreibender Verhandlungen mit den Kostenträgern entwickelte ich gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neue Einrichtungen z.B. Intensiv Betreutes Wohnen in Gardelegen, das Altenpflegeheim für pflegebedürftige Menschen mit Behinderungen in Uchtspringe und die Soziotherapeutische Einrichtung. Im Jahr 2007 war der vorläufige Heimbereich (stark defizitär seit Beginn) komplett abgewickelt und Spezialeinrichtungen mit auskömmlichen Finanzierungen aufgebaut. Damit konnten auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.
Wie gelingt es Ihnen, die verschiedenen Verantwortungsbereiche unter einen Hut zu bringen?
Um die unterschiedlichen Verantwortungsbereiche erfolgreich zu koordinieren, setze ich gezielt auf eine offene und kontinuierliche Wissens- und Informationsweitergabe im Team. Mir ist es besonders wichtig, die individuellen Stärken und Kompetenzen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erkennen und gezielt zu fördern. Durch regelmäßige Kommunikation, transparente Zielsetzungen und gezielte Weiterbildungen schaffe ich eine Arbeitsatmosphäre, in der sich jeder im Team befähigt fühlt, Verantwortung zu übernehmen. Dadurch kann ich Aufgaben und Verantwortlichkeiten sinnvoll delegieren und sicherstellen, dass jeder Bereich optimal betreut wird.
Welche Tipps würden Sie Menschen mit auf den Weg geben, die eine Führungsposition anstreben?
- Die Basis nicht zu vergessen.
- Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mitnehmen durch Wissenstransfer und Informationen auch zu Hintergründen für Entscheidungen.
- Gegebenheiten hinterfragen „Warum ist das so?“, um die Gegenwart zu verstehen.
- Offen für Neues sein.
- Situationen vielfältig im Voraus durchdenken und notfalls Plan „B“ parat legen.
- Vorbild sein.
Gibt es ein persönliches Motto oder einen Leitspruch, der Sie durch Ihre Karriere begleitet hat?
„Nichts ist so beständig wie die Veränderung.“
Was wünschen Sie sich für die Zukunft – sowohl für sich selbst als auch für das Unternehmen?
Für mich auf jeden Fall Gesundheit und tolle Menschen um mich herum (Familie, Mitarbeiter), damit ich die Herausforderungen weiter meistern kann.
Für das Unternehmen: Planbarkeit, effektive Steuerung von Projekten und Vermeidung von Ressourcenverschwendung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Unternehmen vertreten, sich einbringen und entwickeln.
Möchten Sie noch etwas über sich verraten?
Ich fahre gern Fahrrad, schwimme und segel und wandere gern.
Schnellfragerunde
Sind Sie lieber im Büro oder im Verbund unterwegs? | gern im Verbund |
Tee oder Kaffee? | Das ist situativ bedingt und statt Kaffee lieber Latte Macchiato oder Chociatto |
Serie oder Film? | Film |
Haben Sie einen Filmtipp? | Besonders gut gefallen hat mir „mein Blind Date mit dem Leben“ |
Sommer- oder Wintermensch? | Sommer |