Miteinander. Füreinander. Im Team.
Wohngruppe 1 „Haus an der Kirche" Schloss Pretzsch
Wer wir sind und was wir tun
Unsere Wohngruppe 1, der Kinder- und Jugendhilfe Schloss Pretzsch, ist eine stationäre Gruppe für Kinder zwischen sieben und 15 Jahren. Unsere Gruppe ist für max. acht Kinder ausgelegt. Im Moment verbringen gerade sieben Kinder hier ihre Zeit. Mit den zuständigen Jugendämtern wird besprochen, wie oft und wie lange die Kinder in ihr Elternhaus beurlaubt werden können. Ziel der Unterstützung soll sein, den Kindern Strategien an die Hand zu geben, mit denen sie ihren Tag strukturieren, eigene Stärken sowie Interessen erkennen und Konflikte konstruktiv erleben können. Gelingt das gut, können wir die Kinder wieder ins Familiensystem zurückführen. Ein zusätzliches Angebot unserer Einrichtung ist die Durchführung einer Multi-Familientherapie (MFT). Denn nur gemeinsam mit den Eltern lassen sich alte Gewohnheiten aufbrechen. In einer Art Gruppentherapie werden den Eltern und auch den Kindern wichtige Werkzeuge für ein gutes Miteinander mitgegeben. Beide Seiten sollen so ein besseres Verständnis füreinander entwickeln. Eltern können in den Austausch mit anderen Familien gehen und erfahren, sie sind nicht alleine mit ihren Problemen.
Wie sieht unser Arbeitsalltag aus?
Daniel Pfeiffer: Wir starten gegen Mittag, wenn die Kinder aus der Schule kommen. Zunächst prüfen wir die Hausaufgabenhefte und erledigen die aufgetragenen Aufgaben. Im Anschluss gehen wir Mittagessen. Ab 14 Uhr können die Kinder sich im eigenen Zimmer entspannen und vom Schulalltag runterkommen. Zwischen 15 - 17 Uhr bieten wir Freizeitaktivitäten an oder nehmen Besuche bei Ärzten und Therapeuten wahr.
Tanja Kunze: Zu den Freizeitaktivitäten zählen Schwimmunterricht, Turnhallennutzung, Spielplätze in Pretzsch, Spaziergänge, Billard, Kicker, Tischtennis oder die Nutzung der Gruppenräume für Gesellschaftsspiele, Brettspiele, Karten oder Schach.
Oliver Lehmann: ab 20 Uhr übernimmt dann die Nachtschicht. Wir begleiten die Kinder bei ihren Abendritualen und sind bei Bedarf nachts ansprechbar. Nach einem gemeinsamen Frühstück gehen die Kinder zur Schule.
Was ist das Besondere unserer Arbeit?
Tanja Kunze: Kinder sind Kinder. Sie können für ihre Herkunft nichts. Jedes Kind hat ein Anrecht darauf, in einem Umfeld mit Werten aufzuwachsen und einen guten Start zu haben. Herausfordernd ist, dass wir mit den Kindern und der Herkunftsfamilie einen guten Weg finden, um später die Kinder wieder in das Familiensystem zu entlassen. Wenn dann zum Beispiel die Kinder in den Sommerferien wieder im herkömmlichen System sind, fangen wir oft von vorne an. Die neu erlernten Strukturen konnten sich noch nicht bis zu jedem Familienmitglied durchsetzen.
Ramona Rockstroh: Doch es gibt auch viele schöne Momente: In der Multi-Familientherapie sagte ein Kind zu seinen Eltern „Mama und Papa, ihr wollt das nicht hören. Aber ich möchte euch etwas sagen. Wenn ich nach Hause komme, fühlt es sich nicht wie nach Hause kommen an. Sondern, ich fühle mich eher als Gast“. Das Kind hatte kein eigenes Zimmer und schlief bei den Besuchen mit Mama auf dem Sofa in der Wohnstube. Den Eltern war das gar nicht so bewusst, dass dies ein Grund für die Konflikte sein könnte. Gemeinsam wurde über das Gefühl gesprochen und am Ende eine Lösung gefunden. Die Eltern haben sich zeitnah einen größeren Wohnraum beschaffen können. Das Kind hatte großen Mut und wurde gestärkt, den Eltern etwas zu sagen.
Oliver Lehmann: Ich möchte den Kindern eine Zukunft geben.
Tanja Kunze: Die kleinen Momente am Tag. Wenn zum Beispiel ein Kind denkt, dass es etwas nicht kann. Es dann durch Lernen doch schafft und sich darüber freut.
Wie stärken wir unser Miteinander?
Ramona Rockstroh: Unser Team ist sehr abwechslungsreich. Wir arbeiten sehr offen und auch transparent. Die einen betätigen sich gern körperlich (Sport) oder kreativ (Bastelangebote usw.). Die anderen schaffen gemütliche Entspannungsphasen oder unternehmen Spaziergänge. Alle haben sich zum Vorsatz genommen, dass jeder seine Stärken hat und die Schwächen seiner Kollegen und Kolleginnen abfangen kann.
Oliver Lehmann: Wir machen gerne Teamausflüge. Zuletzt waren wir beim Griechen gemeinsam essen. Bald planen wir den Besuch einer Bowlinghalle oder überlegen, gemeinsam eine Campingtour zu machen. Wir akzeptieren und tolerieren den anderen. Wir können uns streiten und danach sind wir dennoch in der Lage wieder ganz normal miteinander umzugehen. Wir sind nicht nur ein Team, sondern Stückchen auch eine Familie.
Ramona Rockstroh: alle zwei Monate haben wir die Möglichkeit, eine Supervision durchzuführen. Hier können wir Themen aus dem Team platzieren. Wünschenswert wäre es für uns, dieses Angebot regelmäßiger durchführen zu können, weil die Beständigkeit fehlt, um die besprochenen Probleme auch zeitnah umzusetzen. Die Gespräche finden auf Augenhöhe statt und sind für das Miteinander im Team und darüber hinaus wichtig. Ziel ist immer, eine Lösung zu finden. Wenn wir im Team eine Lösung gefunden haben, geht es uns allen gut.
Daniel Pfeiffer: Bei Problemen tauschen wir uns offen darüber aus und suchen eine Lösung für alle. Dabei ist jedes Teammitglied in der Lage, auch mal einen Schritt nach vorn oder auch zurückzugehen. Kommunikation ist dabei ein sehr wichtiges Werkzeug.
Was wünschen wir uns?
Ramona Rockstroh: Wir als Team wünschen uns, dass die Kinder irgendwann einmal sagen, sie wären im Heim gewesen und hatten eine gute Zeit. Dass sie es als eine Art Weggabelung sehen, an dessen Anfang sie viel Unterstützung erhalten, Werte erfahren, Stärken sowie Schwächen erkannt und am Ende den eigenen Weg gefunden haben.