Robert Wojahn | Stellvertretende pflegerische Stationsleitung Maßregelvollzug Uchtspringe

Wie war Ihr bisheriger Weg bei der Salus?

2007 habe ich in der Maßregelvollzugaußenstelle Lochow als Krankenpfleger angefangen. Nach zwei Jahren bin ich dann nach Uchtspringe gegangen. 2015 bis 2017 wurde ich stellvertretender Stationsleiter auf der Frauenstation des Maßregelvollzugs. In dieser Zeit habe ich eine einjährige Zusatzausbildung zur Stations- und Pflegeleitung gemacht und bin jetzt stellvertretender Stationsleiter auf der M5.

Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Wir arbeiten im Maßregelvollzug in drei Schichten. Ich teile die Kolleginnen und Kollegen ein, übernehme die Kommunikation mit anderen Ebenen und habe neben den pflegerischen auch viele organisatorische Aufgaben. Ich vergleiche das gern mit einem Fußballtrainer. Durch gute Kommunikation kann er den Zusammenhalt des ganzen Teams fördern. Das ist auch bei uns das A und O. Ich versuche immer, soweit es geht, auf die Bedürfnisse der Kollegen einzugehen und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu fördern. Dafür muss man auch erst einmal ein Gespür bekommen. Es ist mir wichtig, dass hier alle gern zur Arbeit kommen.

Sie wirken auf jeden Fall, als ob Sie gern zur Arbeit kommen. Was gefällt Ihnen an der Arbeit im Maßregelvollzug besonders?

Die Arbeit im Maßregelvollzug ist wirklich abwechslungsreich. Wir arbeiten mit Menschen mit ganz differenzierten Krankheitsbildern wie zum Beispiel Depressionen, Schizophrenie oder dissozialen Persönlichkeitsstörungen. Die Menschen, die bei uns untergebracht sind, sind aufgrund ihrer Erkrankungen und der damit verbundenen psychiatrischen Gutachten schuldunfähig bzw. vermindert schuldunfähig. Die Erkrankungen erschweren manchmal die Zusammenarbeit, aber machen die Interkation mit den Patienten auch besonders spannend. Viel Abwechslung bringt außerdem die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Berufsgruppen. Dabei lernen wir viel über unsere Patienten und wenn wir mal nicht weiterkommen, dann finden wir gemeinsam eine Lösung. Besonders gefällt mir an der Arbeit bei Salus, dass wir mit den Patienten über einen langen Zeitraum zusammenarbeiten können. So können wir ein Vertrauensverhältnis zu ihnen aufbauen und sehen, wie sie sich entwickeln. Darüber hinaus passt der Schichtdienst gut in mein Leben. Ich mag es, auch mal einen Vormittag frei zu haben. Mir persönlich tut der Wechsel gut.

Beschreiben Sie Ihren Job bitte in drei oder vier Worten.

Interessant. Spannend. Spaß. Abwechslungsreich.

Gern wollen wir Vorurteilen gegenüber der Arbeit im Maßregelvollzug ein Stück weit entgegenwirken. Eines der häufigsten ist wohl das mögliche fehlende Sicherheitsgefühl bei der Arbeit. Wie denken Sie darüber?

Wir haben hier wirklich sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen, die auch immer wieder aktualisiert werden. Das muss natürlich sein, damit die Mitarbeitenden sich sicher fühlen und so fühle auch ich mich während meiner Arbeit immer sicher. Wenn Patienten aufgebracht sind oder gar aggressiv werden, was durchaus vorkommen kann, dann sind wir alle darauf vorbereitet. Mit den richtigen Deeskalationsmethoden kann man so gut wie alles lösen und wir bekommen regelmäßig Deeskalationstrainings.

Was war Ihre bisher größte berufliche Herausforderung bei Salus?

Derzeit ist dies meine Position als stellvertretender Stationsleiter. Ein Team von 17 Mitarbeitenden mit starken und unterschiedlichen Charakteren zu führen, ist manchmal sehr herausfordernd. Da muss man erstmal den für sich richtigen Weg finden.

Fällt Ihnen auch ein besonderes Erfolgserlebnis ein?

Wenn ich Feedback von meinen Kolleginnen und Kollegen erhalte, dass meine Art und Weise als positiv wahrgenommen wird, ist das für mich ein großer Erfolg. Und bei der Arbeit mit den Patienten gibt es natürlich immer wieder Erfolgserlebnisse.

Hintergrund zum Maßregelvollzug Uchtspringe:

Im Maßregelvollzug Uchtspringe sowie in der Außenstelle Lochow werden überwiegend Patient*innen untergebracht, die aufgrund einer psychischen Erkrankung für ihre Taten nicht bestraft werden können, aber weiterhin gefährlich sind (Unterbringung nach § 63 StGB). Diese Menschen leiden zum Beispiel unter psychotischen Erkrankungen wie Schizophrenie, unter Persönlichkeitsstörungen oder schweren Depressionen. Mitunter liegen auch hirnorganische Störungsbilder vor, wie sie etwa durch Schäden bei der Geburt oder infolge von Verkehrsunfällen entstehen können.
Aufgenommen werden in Uchtspringe auch suchtkranke Straftäter*innen, die nach 64 StGB in den Maßregelvollzug eingewiesen wurden und bei denen eine Alkoholabhängigkeit im Vordergrund steht.

Die Gruppe der Sexualstraftäter*innen macht nur einen, wenn auch gewichtigen Teil aus. Daneben gibt es auch Menschen, die Straftaten wie Brandstiftung, Diebstahl, Körperverletzung und Tötungsdelikte begangen haben.

Die Unterbringung der Patient*innen erfolgt in speziell ausgerichteten Stationen. Bei der Belegung werden die Art der Erkrankung, Alter und Geschlecht  berücksichtigt. Die Behandlung erfolgt nach den anerkannten Prinzipien der modernen Psychiatrie.